Wie schütze ich mein Kind vor sexualisierter Gewalt?

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Mädchen liest ein Buch mit einer Sprechblase

Das ist eine oft gestellte Frage, die den Zuhörer*innen bei unseren Elterninformationsabenden unter den Nägeln brennt. Wir geben an dieser Stelle gerne einen Einblick in unsere alltägliche Präventionsarbeit:

Wir erhöhen den Schutz unserer Kinder vor sexualisierter Gewalt, wenn wir mit unseren Kindern altersangemessen a) über Sexualität und b) über sexualisierte Gewalt sprechen – ohne das dabei Ängste geschürt werden. Das Herausholen der Themen aus der Tabuzone erleichtert den Kindern das Einsortieren von Erlebten. Zusätzlich erhöht es die Chance, dass die Kinder erzählen, wenn sie unangenehme Berührungen erlebt haben.

Damit Prävention von sexualisierter Gewalt kontinuierlich wirkt, sollte sie eine Erziehungshaltung sein, d.h. die zentralen Präventionsthemen fließen in die alltägliche Erziehung der Kinder mit ein. Folgende Präventionsthemen sind dabei hilfreich:

  • Mein Körper gehört mir – Der eigene Körper ist wertvoll. Jedes Kind hat das Recht ihn zu schützen und über ihn selbst zu bestimmen. Wenn ihrem Kind bestimmte Berührungen unangenehm sind, darf es bestärkt werden, das deutlich zu sagen. Wenn ihr Kind sich dazu nicht traut, sollten Sie das Sprachrohr für ihr Kind sein.
  • Intuition – Der Maßstab für die Kinder sind die eigenen Gefühle.  Kinder dürfen ihren eigenen Gefühlen trauen und diese auch zeigen. Erwachsene haben nicht das Recht über die Gefühle hinweg zu gehen im Sinne von „Stell dich nicht so an“ oder „Das ist doch gar nicht so schlimm“.
  • Berührungen – Kinder lernen zwischen angenehmen und unangenehmen Berührungen zu unterscheiden.  Wenn sich etwas blöd oder merkwürdig anfühlt, darf die Berührung abgewiesen werden.
  • Nein sagen – Ihr Kind darf Grenzen ziehen und nein zu den Aufforderungen Erwachsener sagen, gerade wenn es aufgefordert wird, der Oma einen Kuss zu geben oder es unangenehm berührt wird.
  • Geheimnisse – Kinder dürfen den Unterschied zwischen guten Geheimnissen (der Mutter ein Geschenk basteln) und schlechten Geheimnissen (erpresst werden, Geheimnisse die einem Druck machen) kennen lernen, Wenn Geheminisse sich nicht gut anfühlen, dann dürfen sie weiter erzählt werden und es ist kein „Petzen“.
  • Hilfe holen – Sie können gemeinsam mit ihrem Kind überlegen, welche weiteren Vertrauenspersonen es neben den engen Familienmitgliedern hat. Geben sie ihm die Erlaubnis, sich auch bei anderen Menschen Hilfe holen zu dürfen. Nicht immer ist man verfügbar oder das Kind schämt sich vielleicht, so erhöhen sie die Chance, dass sich das Kind einem anderen Menschen anvertraut und Hilfe holt.

Auch wenn die Präventionsthemen darauf abzielen, die Kinder zu stärken und aufzuklären, dass sie eigene Rechte haben, tragen die Kinder nie die alleinige Verantwortung für die Vorbeugung und Beendigung sexueller Übergriffe. Prävention ist die Aufgabe von Erwachsenen: Die Verantwortung für den Schutz und die Hilfe für die Kinder liegt in den Händen der Erwachsenen.

Welches Präventionsthema ist eurer Meinung und Erfahrung nach am Leichtesten oder auch am Schwersten umzusetzen?